Pater Josef Kentenich

Eine spannende Lebensgeschichte

Der Namensgeber der  Schule

Josef Kentenich wurde 1885 in Gymnich bei Köln als uneheliches Kind von Katharina Kentenich und Matthias Josef Köp geboren. Vom 23. September 1899 bis 1904 besuchte er das Pallottiner-Gymnasium in Koblenz-Ehrenbreitstein und studierte von 1906 bis 1911 bei den Pallottinern in Limburg a.d. Lahn. Am 8. Juli 1910 empfing er in Limburg die Priesterweihe. Am 18. September 1911 wurde er Lehrer in Koblenz-Ehrenbreitstein. Von 1912 bis 1919 wirkte er als Geistlicher Begleiter am Studienkolleg der Pallottiner in Vallendar am Rhein. 

Schüler im Gymnasium der Palottiner in Koblenz-Ehrenbreitstein

Josef Kentenich als junger Priester

Die Gründung der Schönstattbewegung

Am 19. April 1914 gründete Josef Kentenich in Vallendar zusammen mit einigen der ihm anvertrauten Studenten eine Marianische Kongregation, aus der später die Schönstatt-Bewegung hervorging. Der 18. Oktober 1914 gilt als Gründungstag. Während des Ersten Weltkriegs erweiterte sich die junge Bewegung um Mitglieder außerhalb des Vallendarer Kollegs. Im Anschluss begann er mit den Interessierten verschiedene Gemeinschaften zu gründen, je nach Stand (Frau, Mann, Ehepaar, Priester) und Bindungsgrad (niedrigere Bindung bis intensive Bindung an Gott und zueinander). Insgesamt wurden ca. 25 Gemeinschaften gegründet. Die 6 Gemeinschaften mit den intensivsten Bindungen wurden als „Säkularinstitute“ konzipiert. Mit Verträgen statt Gelübden war eine bewusst niedrige Bindungsart vorgesehen. Wer mitmachen wollte, sollte nur bleiben, wenn er mit ganzem Herzen dabei war. Es gab auch kein Ordenskleid.

Sein Wirken in die Gesellschaft hinein

1931 fand die erste von zahlreichen großen pädagogischen Tagungen statt. Jedes Jahr kamen um die 7000 Zuhörer, zumeist Berufspädagogen, zu diesen Tagungen. Er entwickelte eine eigene Jugendpädagogik, Ehepädagogik etc.  Später (1950) sprach er unter anderem von seinen fünf Leitsternen der Pädagogik. Gleichzeitig hielt er in Schönstatt und in den Diözesen zahlreiche Exerzitienkurse für Priester. 1932 nahmen ca. 2200 Priester daran teil und jedes Jahr wurden es mehr. 1936 waren es ca. 3700 Priester. Seine Vorträge, die aus einem neuen pastoralen Ansatz heraus viele Menschen begeisterten, basierten nicht nur auf Theologie und Philosophie, sondern auch auf den neuesten soziologischen, psychologischen und pädagogischen Forschungen. Einige seiner Gedanken und Formulierungen wie „lokale Gebundenheit“, „personale Bindungen“, „Liebesbündnis mit der Gottesmutter“ oder „Beiträge zum Gnadenkapital“ wurden 1935–1938 von den Bischöfen in Limburg und Trier als „Sonderideen“ kritisiert. Für Josef Kentenich drückte sich in der Kritik eine fehlende Sensibilität dessen aus, auf was es in der Kirche der Zukunft ankomme. Er wollte diese Gedanken innerhalb seiner Spiritualität deshalb nicht aufgeben. Ein 1938 vom Bischof von Trier in Auftrag gegebenes theologisches Gutachten, das sich positiv zur Schönstatt-Bewegung äußerte, beruhigte die Lage vorerst.

Beliebter Referent für pädagogische und religiöse Tagungen

Gefangener im Konzentrations-lager Dachau

Die Zeit des Nationalsozialismus

Im Blick auf den stärker werdenden Nationalsozialismus versuchte er in den 30er Jahren Schönstatt-Standorte in Südafrika und Südamerika zu gründen. Aufgrund seiner strikt ablehnenden Haltung dem Nationalsozialismus gegenüber und seines Einflusses auf viele Menschen wurde Kentenich am 20. September 1941 in Koblenz von der Gestapo verhaftet. Eine anschließende 4-wöchige Dunkelhaft in einem ehemaligen Banktresor von ca. 5 qm und schlechter Luftzufuhr sollte ihn brechen. Am 13. März 1942 wurde er in das Konzentrationslager Dachau überstellt, wo er bis zum 6. April 1945 inhaftiert war. Am 16. Juli 1942 gründete er im KZ mit Gefangenen zwei weitere Schönstattgemeinschaften. Er fand Wege durch illegalen Briefverkehr mit seinen Gemeinschaften außerhalb des KZs in Verbindung zu bleiben und diktierte unter ständiger Lebensgefahr zahlreiche Vorträge und Bücher, die aus dem KZ nach Schönstatt geschmuggelt wurden. Aufgrund seines starken Charakters und seiner unerschütterlichen Gottesbindung überlebte er als fast 60-jähriger die Tortur des KZs ohne Trauma. Knapp 40% der 2579 inhaftierten katholischen Priester starben dort.

Nachkriegszeit

Am 16. November 1945 begann er Auslandsreisen in die Schweiz, nach Italien, Lateinamerika, Südafrika und in die USA. Nachdem 1948 das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern kirchenrechtlich von Rom anerkannt wurde, erfolgte im Februar 1949 überraschend eine diözesane Visitation Schönstatts und der Schwesterngemeinschaft durch den Trierer Weihbischof Bernhard Stein. Pater Kentenich nahm, während er im Ausland weilte, zu dem Visitationsbericht offen in einem langen Antwortschreiben Stellung. Damit wollte er eine genauere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seinem pastoralen Anliegen herbeiführen. Dies und seine in sich ruhende Art, das richtige zu tun, wurde als Provokation empfunden und führte zur Anklage beim Heiligen Offizium, die eine päpstliche Visitation nach sich zog. Im Zuge dessen wurde Kentenich durch ein Dekret des päpstlichen Visitators, Pater Sebastian Tromp SJ, am 30. September 1951 aus Europa verbannt. Weitere einschränkende Dekrete folgten, ohne dass ihm Hintergründe und Begründung für diese Maßnahmen mitgeteilt wurden. Die Schönstatt-Bewegung durchlebte schwierige Jahre. Diese Atmosphäre begünstigte, dass einige Personen, die früher mit ihm in Konflikt geraten waren, Anklagen unterschiedlichster Art gegen Josef Kentenich hervorbrachten. Kentenichs Bemühen um einen Prozess gegen ihn zur allseitigen Aufarbeitung der Verdächtigungen gegen ihn wurde seitens der Kirche nicht beantwortet.

Josef Kentenich rechts 1948 in Südafrika

Josef Kentenich bei Papst Paul VI. anlässlich seiner Rehabilitierung

Verbannung und Rehabilitation

Sein Exilzeit verbrachte Josef Kentenich ab dem 21. Juni 1952 in Milwaukee in den USA als Seelsorger für Deutsche. Da er sich nicht als Ankläger oder Bekämpfer, sondern als Erneuerer und Freund der Kirche sah, befolgte Kentenich alle Auflagen. Ihm war jeglicher Kontakt zu Mitgliedern der Schönstatt-Bewegung untersagt. Im September 1965 erhielt er ein anonymes Telegramm mit einer Einladung in das Generalat der Pallottiner in Rom, wo er am 17. September 1965 eintraf. Im Dezember rehabilitierte Papst Paul VI. Kentenich in einer Audienz. Am Heiligen Abend 1965 kehrte er – über achtzigjährig – nach Schönstatt zurück, wo er sich noch drei Jahre lang der Leitung und Festigung seines weltweiten Werkes widmete.

Lebensende

Am 15. September 1968 feierte Pater Kentenich zum ersten und zugleich letzten Mal die Heilige Messe in der neu erbauten Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt und verstarb unmittelbar nach der Messe überraschend in der Sakristei der Kirche. Diese ehemalige Sakristei ist heute die Grabkapelle von Pater Josef Kentenich. Sein Sarkophag trägt die lateinische Inschrift Dilexit Ecclesiam („Er liebte die Kirche“). 

Nach dem Tod

Am 10. Februar 1975 wurde in Trier das Seligsprechungsverfahren für Josef Kentenich eröffnet. 

Kentenichs Leben wurde 1985 von Ludger Edelkötter und Wilhelm Willms mit dem Musical Wagnis und Liebe vertont.

Bei einer Zuschauerumfrage des ZDF im Jahr 2003 landete Kentenich auf Platz 17 der „besten Deutschen“Mittlerweile arbeiten weltweit zahlreiche Schulen nach der Kentenich-Pädagogik, unter anderem in den USA, Chile, Argentinien, Brasilien, Indien, Schweiz, Deutschland.

Nach Öffnung der Archive aus der Zeit Pius XII. machte die Historikerin Alexandra von Teuffenbach 2020 bereits bekannte  Vorwürfe gegen Josef Kentenich öffentlich.  Die Aufarbeitung dieser Anklagen  geschah schon in den 60er Jahren und nach dem Tod Kentenichs im Rahmen des diözesanen Seligsprechungsprozesses. 

Eine neu eingesetzte historische Kommission der Diözese Trier bietet nun die Chance, dass die Unterlagen aus den Vatikanischen Archiven bis Paul VI. in die Bewertung der Causa Kentenich einbezogen werden können.  

Weitere Infos zu diesem Thema finden Sie in den unten angegebenen Links.

Quellen:

  • Wikipedia, www.schoenstatt.de
  • E. Monnerjahn, „Häftling Nr. 29392“ (1972); ders. „P. Joseph Kentenich – Ein Leben für die Kirche“ (1975)
  • Doria M. Schlickmann, „Josef Kentenich – Ein Leben am Rande des Vulkans“ (2019)

Gemeinschaften der Schönstattbewegung, die von
Josef Kentenich gegründet wurden

Mitteilungen der Schönstattbewegung zu den Vorwürfen gegen Josef Kentenich: 

Mit Humor,  Gelassenheit und Gottvertrauen meisterte er alle Hürden.  

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